In den späten ´80ern bin ich während meiner Berufsausbildung zum ersten Mal mit der Kevelaerbruderschaft „Trösterin der Betrübten“ zu Fuß von Königshoven nach Kevelaer gepilgert.
Man war jung, gehörte gerne zur Kirchengemeinde, kannte viele der Gleichgesinnten, also los …!
Nach mehreren Jahren lückenloser Teilnahme machte eine Fußverletzung diese Tradition unmöglich. Fuß kaputt, also nix mehr mit Pilgern!
Jedes Jahr, am zweiten Wochenende im September, überkam mich spätestens am Donnerstagmorgen die Erinnerung und die Sehnsucht nach diesem Weg und dieser Gemeinschaft während der 4-tägigen Wallfahrt. Pünktlich zur Aussendungsmesse um 05:30 Uhr hielt es mich nicht mehr im Bett.
2021, mehr als 30 Jahre nach meiner letzten Fußwallfahrt, ergab sich endlich wieder die Möglichkeit, dabei zu sein und die Fußpilger mit dem Begleit- und Verpflegungswagen zu unterstützen.
Auch wenn sich Einiges, was Weg und Unterkünfte angeht, geändert hat: Es war wieder da! Es war wieder wie vor 30 Jahren - dieses Gefühl, bei dieser Wallfahrt dabei sein zu dürfen, in dieser Gemeinschaft 4 Tage lang umzuschalten sich „den Kopf frei laufen“ und zu beten und der Mutter Gottes zu danken, dass sie sich meiner Gedanken und Gebete annimmt….
Sicher hatten alle anderen Pilger/-innen es körperlich schwerer als ich („der faule Hund im Begleitwagen …“). Aber das, was dieses Wallfahrt mit einem macht, war wieder - oder immer noch - da! Man geht gemeinsam, man geht alleine, man betet alleine, man betet gemeinsam, man isst und trinkt in Gemeinschaft und man duscht in der Turnhalle und schläft auf Feldbetten im Saal!
Back to Basic! Man lernt sogar wieder zu schätzen, was es wert ist, ein zu Hause zu haben, in dem niemand schnarcht!
2022 war es für mich selbstverständlich, alle Hebel in Bewegung zu setzen, um erneut dabei sein zu können.
Der Job machte es möglich, die Familie trug es mit und es ging am zweiten Donnerstag im September um 05:30 Uhr wieder los …
Man kann es nicht beschreiben. Man muss erleben, was dieser Weg, diese Gemeinschaft und diese Wallfahrt mit allem, was dazugehört mit einem selbst machen kann.
NEIN man muss nicht der Kirche „die Türe einrennen“, NEIN man muss nicht zwingend aus Königshoven sein, NEIN man muss nicht jeden Rosenkranz und jedes Gebet mitbeten … Alles geht, nichts muss. Jeder, wie er kann und möchte!
Es war sogar schön, sich mit Pilgern zu unterhalten, die derzeit ein sehr gespaltenes Verhältnis zur Kirche haben - aber trotzdem mitgehen. Auch, weil sie erkannt haben, dass man zur Mutter Gottes geht und Ihr ganz persönliche Anliegen, Sorgen und Nöte anvertraut.
Schon im letzten Jahr hatte ich mich mit einem guten Freund unterhalten, der mir auf seiner ersten Pilgertour bestätigte, dass dieses Gefühl, welches in Dir aufkommt, wenn man die letzten Meter gemeinsam mit den Radpilgern und den Buspilgern zur Gnadenkapelle in Kevelaer einzieht, unbeschreiblich ist. Man kann spüren, wie alle Bitten, alle Lasten und alle Schmerzen, die man mit sich trägt, abfallen, sobald man dort ankommt.
Fast zu vergleichen mit dem Gefühl, dass Dich überkommt, sobald man sonntags die ersten Straßen des Heimatortes erreicht und durch Familie und Freunde gemeinsam mit Pastor und den Messdienern am Ortseingang unseres Dorfes abgeholt wird. Unbeschreiblich - Seelennahrung für die nächsten 365 Tage!
Ich bin froh und danke nicht nur unserem Herrn und Gott, dass ich dabei sein konnte. Ich kann es nur empfehlen, sich dieser Gemeinschaft, die keinen Unterschied in Geschlecht, Alter, Herkunft oder Einstellung zur Weltkirche macht, einmal anzuschließen und sich auf den Weg zu Fuß oder per Rad zu machen.
Am letzten Tag der Wallfahrt habe ich meinen Platz hinter dem Lenker tatsächlich für einige Stunden und Kilometer abgegeben und ich bin „MITGEGANGEN“!! Mein Fuß hat‘s überstanden, es tat gut und ich freue mich jetzt schon auf das nächste Jahr.
Wer dabei sein möchte ist mit einem Anruf oder einer E-Mail an den Brudermeister oder an das Pfarrbüro Königshoven sicherlich ganz schnell und gerne dabei.
Probiere es aus > es wirkt!!! Die Kontaktdaten findest Du auch hier auf der Website.
Micha Schütz
P.S: Wer sich nicht den ganzen Weg zu Fuß zutraut, darf mit im Begleitfahrzeug fahren oder nur Etappen gehen.