Agatha Kapelle in Bedburg-Broich
Der über 1000 Jahre alte Ort Broich gehört seit alters her zur Pfarrgemeinde St. Lambertus in Bedburg. Diese Kapelle ist ein Zeugnis guten Willens einer Dorfgemeinschaft, die seit vielen Generationen besteht und sehr lebendig ist.Den Entschluss, die Vorgängerin dieser Kapelle zu bauen wurde 1854 nach Beendigung der damaligen Gemeindemission von der Dorfgemeinschaft gefasst und mit riesigem persönlichen Einsatz und den erforderlichen Geldmitteln realisiert. Eine sehr anschauliche Darstellung sind die Aufzeichnungen von Hubert Horn „Geschichte einer Kapelle", die im September 1992 von der Dorfgemeinschaft Broich e. V. herausgegeben wurde.
Geschichte der Agatha Kapelle
Die Dorfgemeinschaft einigte sich sehr schnell, diese Kapelle der hl. Agatha zu widmen und sie im Oberdorf zu bauen, dort wo der Weg von Buchholz Broich erreichte.
Fronleichnam war für die Dorfgemeinschaft immer ein ganz besonderer Tag, an dem sie ihre Kapelle als Segensaltar und die an- und abgehenden Wege der Fronleichnamsprozession besonders festlich schmückten. In den letzten Jahren kamen die Gläubigen unseres Seelsorgebereiches aus Rath mit dem Omnibus hier an und zogen von hier weiter in einer Sakramentsprozession zur zentralen Stelle, des gemeinsamen Messopfers des Seelsorgebereiches, zum Schlossparkplatz.
In damaliger Zeit war die Kapelle aber auch Anlaufstelle für Bittprozessionen, in denen um Regen bei längerer Dürre gebetet wurde, waren die Menschen doch sehr von den Erträgen ihrer Felder und Gärten abhängig.
Das Leben der Dorfgemeinschaft und der Kapelle sind nach wie vor unzertrennlich, das macht auch die Aussage: „Was auch immer an der Kapelle geschah, die Dorfgemeinschaft, ob jung oder alt, waren immer dabei.", sehr deutlich.
1938 wurde die alte Kapelle restauriert und die Gedenktafeln für die im ersten Weltkrieg gefallenen Dorfbewohner angebracht. 1953 musste die alte Kapelle, aus Gründen der Verkehrssicherheit und neuer Straßenführung ihren alten Platz verlassen. Die Dorfgemeinschaft hielt die Treue zu „Ihrer" Kapelle und fasste den Entschluss, die neu zu errichtende Kapelle wieder in Eigenleistung zu bauen. Der Bedburger Architekt Gottfried Kütter erstellte hierfür den Bauplan und die Dorfgemeinschaft zeigte nun wieder ihren Gemeinsinn. So wurden die Gelder für den Neubau durch monatliche Spenden, in dieser armen Zeit, von der Dorfgemeinschaft aufgebracht und der Bau in Eigenleistung errichtet. Bezeichnend für die damalige, wie auch heutige gute Kameradschaft in dieser Gruppe ist, dass man des bei dem Bau der Kapelle tödlich verunglückten Franz Mehlem, auch heute noch ein ehrendes Andenken bewahrt und eine in jüngster Zeit notwendige und sehr aufwändige Restaurierung der Kapelle wieder selbstständig bewältigte.
Die Grundsteinlegung dieser Kapelle war am 15. August 1954, wobei zur neuen Urkunde, eine Urkunde der alten Kapelle, deren Wortlaut auch an der Innenwand der alten Kapelle angebracht war, mit folgendem Vermächtnis weiterhin aufbewahrt wird:
„Wenn die Enkel treu umsorgen,
was die Ahnen fromm errichtet,
wird's von keinem Sturm vernichtet,
ist's für alle Zeit geborgen."
Ehrentafel in der Agatha Kapelle
Die feierliche Einweihung der Kapelle konnte am Sonntag, den 09. September 1956 bei strahlendem Sonnenschein erfolgen.
Die Ehrentafeln für die in den beiden Weltkriegen gefallenen Dorfbewohner sind außerhalb der Kapelle in sehr ansprechender Ausführung angebracht, dort gedenken die Mitglieder der Dorfgemeinschaft bei ihrer Kirmes, die jeweils am 2. Wochenende im September gefeiert wird, ihrer Kameraden und ihrer Vorfahren.
Am 5. Februar, dem Namenstag der hl. Agatha, findet in der Kapelle eine Andacht statt, weiter gibt es das jährliche Kapellenfest am letzten Wochenende vor den Sommerferien.
Die Darstellung der hl. Agatha in dieser Kapelle, ist Sgraffito-Arbeit, bei der es sich um eine Schabmalerei handelt. Die figürliche Darstellung wurde mit Mosaiksteinen verziert. Diese Arbeiten wurden von der Firma Gebrüder Plönes aus Leverkusen ausgeführt.
Sieben bunte Fenster umrahmen dieses Bildnis und bieten dem Betrachter eine erhabene Ruhe und Geborgenheit.
In dieser neuen Kapelle war ein Gebet zur hl. Agatha angebracht, das aber bei späteren Renovierungen überstrichen und nicht wieder neu aufgebracht wurde, Ihr Wortlaut war:
Sancta Agatha, Christi Braut,
Dies Haus soll sein Dir anvertraut,
Schütz unsren Ort vor Feuer und Brand,
dazu das ganze Vaterland.
Hermann-Josef Oster